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Jungend & Pornographie oder: Alarm im Kinderzimmer!

Nach einem Vortrag kam eine Mutter auf mich zu und erzählte, sie habe drei Söhne im Alter zwischen 17 und 23 Jahren. In der Schule wurden ihre Söhne von Schulkollegen immer mal wieder darauf hingewiesen: Hast du diese oder jene geile Pornoseite schon gesehen. Wenn sie verneinten, drohten sie Aussenseiter oder als Spiesser abgestempelt zu werden.

Gibt es eine Pornokultur unter Jugendlichen? Wie ist sie einzuordnen?

Es mag sein, dass es in einigen Schulen und in einigen Schülergruppen eine Pornokultur gibt. Damit meine ich, dass sie dort die Pornographie als normal etabliert hat und über eine pubertäre Versuchsphase hinausgeht.

Hysterie ist sicher nicht angebracht. Ich fordere die Eltern zum offenen und sachlichen Gespräch mit ihren Kindern heraus. Ideal wäre, wenn Mütter sachlich erzählen könnten, wie sie sich im Zusammenhang der Pornografie fühlen (bitte benennen sie klar ihre Gefühle ohne aber zu moralisieren). Was das mit ihrem Frau sein macht. Väter könnten etwas über die Ansprüche und falsche Klischees erzählen. Gemeinsam könnten Sie z.B. über die Rollenspannung sprechen. In der Fantasie ein knackiges Pornomodell und im Haushalt eine treu sorgende Frau und Mutter. Vielleicht reden Sie auch über die Kluft zwischen realer, partnerschaftlicher/eherlicher Sexualität und dem, was Kino und Medien penetrant darstellen. Manche Filmemacher und Journalisten können wohl immer noch nicht zwischen Idealisierung und Realität unterscheiden.

Es lohnt sich, Gedanken über den Pornokonsum unserer Kinder zu machen. Denn über die Pornographie wird ein Menschenbild geprägt, ein Lügengebäude über Sexualität aufgerichtet, eine irreale Welt verherrlicht, ein Milliardengeschäft gemacht (inklusive aller Schattenseiten wie Menschenhandel, Drogensucht, Unterdrückung, Kriminalität, Verrohung...), Süchtigkeit gefördert, eine würdevolle Liebeskultur, Achtung und Respekt massiv gehindert, die pralle Lust in den Vordergrund gestellt... die einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung klar entgegensteht.

In der Realität können Männer (Anspruch an Potenz...) und Frauen (Messen mit der Schönheit und Jugendlichkeit der Pornomodells, Anspruch dauernder Willigkeit...) nur verlieren. Frauen lernen, wie sie Sexualität und Erotik einsetzen können, um die Männer manipulieren zu können.

So sind folgende Artikel auch nicht wirklich erstaunlich:
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Sorgenbarometer Internetmissbrauch
Pornografie: Platz 1

Die Schweizerinnen und Schweizer sorgen sich um den Missbrauch von Internet und Handy für Pornografie. Dies zeigt der aktuelle 'Sorgenbarometer' des Konsumentenforums kf. Auf einer Notenskala von 1 (überhaupt nicht besorgniserregend) bis 6 (sehr besorgniserregend) gaben die Schweizer Kosumentinnen und Kosumenten dem Thema die Note 4,7. Damit wird Internet- und Handy-Pornografie als klar besorgniserregender eingestuft als die Gesundheitskosten, die in den vergangenen zwei Jahren das Sorgenbarometer anführten... dass der Boom im Bereich der Neuen Medien einer erhöhten Wachsamkeit bedarf.
(Zürcher Oberländer, 2008)
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Nach der 1. Schweizer Studie (Uni Freiburg) haben 50% aller 11-jährigen Jungs und bei den 15-jährigen bereits 90% Pornos konsumiert.
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Im Januar 2007 in der Gratis-Zeitung "heute" gefunden. Ein 17-jähriger wirbt ungeniert und selbstverständlich für Pornos, als Darsteller. Ist das eine Werbe- bzw. Köderplattform für junge Pornodarsteller oder ist das wirklich echt? Auf jeden Fall: Es hat Platz in dieser Gratiszeitung. Redaktionell schien niemand etwas zu beanstanden. Porno ist etabliert, auch unter Minderjährigen.

Ich frage: Was muss der schon alles gesehen und erlebt haben, dass er mit 17 Jahren schon von Gruppensex träumt. Von welchem Männer- und Frauenbild ist er geprägt und wie will er seine Sexualität in 20 Jahren leben? Was bedeutet das für die Sehnsucht nach vertrauter Partnerschaft, dem Wunsch nach Treue und Respekt?


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20Minuten.ch, 15.01.2009
CHATROOM
«43 Sekunden bis zum ersten Sexangebot»
von Katharina Bracher
Die Polizei weiss: Drei Minuten dauert es durchschnittlich, bis Kinder und Jugendliche in Chatrooms sexuell belästigt werden. Eine CVP-Nationalrätin wollte es genau wissen: Barbara Schmid-Federer gab sich im Chat als 13-jähriges Mädchen aus. Resultat: Nach wenigen Sekunden meldete sich der erste Interessent. Über ihren Selbstversuch sprach sie mit 20 Minuten Online.

20 Minuten Online: Sie haben den Selbstversuch unternommen, sich als 13-jähriges Mädchen im Chat auszugeben. Was hat Sie dazu bewogen? Barbara Schmid-Federer: Ich muss vorausschicken: Ich habe nicht nur einen, sondern mehrere Selbstversuche mit immer demselben Ergebnis unternommen. Zu diesem Schritt hat mich ein Vortrag von Martin Boess bewogen. Er ist Geschäftsleiter der Schweizerischen Kriminalprävention und hat uns erzählt, was sich da alles so in Chaträumen, in denen sich unsere Kinder aufhalten, tummelt. Ich kann nur sagen: Alle Eltern, die seine Ausführungen hörten, waren im Nachhinein schockiert. Sie hatten das Thema wie ich unterschätzt.
Ihre Selbstversuche endeten immer mit demselben Ergebnis. Ja, und zwar wurden mir immer innert kürzester Zeit eindeutige Angebote gemacht. Beim ersten Selbstversuch dauerte es gerade mal 43 Sekunden, bis mir jemand direkt ein Sexangebot machte. Er schrieb mir seine E-Mail-Adresse auf, damit ich mich mit ihm verabreden könne. Der Mann war 20 Jahre älter. Ein anderer bot sich an, per Webcam mit mir zu kommunizieren. Er sei gerade eben aus der Dusche gekommen.
Wie reagierten Sie auf das Angebot? Ich war natürlich angewidert! Der Mann war nach eigenen Angaben 36 Jahre alt!
Gab es auch User, die sich jünger ausgaben, als sie es aller Wahrscheinlichkeit nach sind? Auf jeden Fall. Das merkt man vor allem an der Sprache. Ganz Junge haben eine eigene Art wie sie in Chatrooms kommunizieren, das kenne ich von meinem Sohn. Wenn ein angeblich 14-Jähriger ganz ohne Emoticons oder andere gängige Symbole der Internetsprache auskommt und noch dazu vollständige Sätze schreibt, ist das schon verdächtig. Übrigens kommt es häufig vor, dass sich eine erwachsene Person im Chat als gleichaltrige weibliche Userin ausgibt und sich so versucht das Vertrauen der Mädchen zu erschleichen.
Sie sind selbst Mutter von zwei Kindern. Hatten Ihre Erfahrungen im Selbstversuch Konsequenzen im Umgang mit dem Thema Internet bei Ihnen zu Hause? Meine Kinder sind 11, respektive 14 Jahre alt. Vor allem für den Älteren, der sich schon auskennt mit Chatten im Internet, haben wir Regeln eingeführt. Der Computer steht nicht im Kinderzimmer, beim Chatten muss die Tür offen sein, so haben wir die Möglichkeit, ab und zu vorbeizuschauen. Vor allem aber gilt eines: Keine privaten Verabredungen mit Leuten, mit denen man nicht schon im realen Leben bekannt ist.
Sie haben als Nationalrätin bereits zwei Vorstösse zum Thema Jugendschutz und Internet lanciert. Bisher ohne grosse öffentliche Resonanz. Wo liegt das Problem? Der politische Wille ist noch nicht richtig spürbar. Wie immer, wenn zu wenig medialer Druck zu einem Thema existiert. Erst wenn die Medien vermehrt über ein Problem berichten, handelt die Regierung.
Warum ist das Parlament untätig? Das Parlament ist nicht untätig. Ich habe vor kurzem eine Motion eingereicht, die verdeckte polizeiliche Ermittlungen auch zur Prävention von Straftaten erlaubt. Die Polizei könnte - so wie ich es getan habe - mit falscher Identität Tätern im Internet auf die Spur kommen. Ein zweiter Vorstoss zielt allgemein auf den besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Ich bin überzeugt, dass mein Vorschlag von links bis rechts Zustimmung im Rat findet.
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Nur ein knapper Drittel der Eltern wissen sicher, was sich ihre Kinder im Internet anschauen. Nicht ganz 2/3 sind gut bis vage informiert. Ca. 40% scheinen ihre Kids mehr oder weniger frei im Internet surfen (aus: 20Min, Sept09)